„Goldenes Abitur-Treffen“ – 50 Jahre Abi an der BBSW

Rückkehr der Pioniere

Goldenes Abi-Treffen am Wirtschaftsgymnasium der BBS Koblenz

Klassentreffen haftet etwas Magisches an. Eine große Zahl von Romanen, Filmen und Theaterdramen kreist um solche späten Zusammenkünfte ehemaliger Schulkameradinnen und -kameraden. Da geht es um Rückblick und Erkenntnis, nicht selten sogar um Schuld, Rache und Mord. Und manchmal wird es richtig tiefsinnig: Dann werden Klassentreffen zur „biografischen Gruppenreise“ oder „Suchbewegung in der Moderne“ und bereichern die Wissenschaft um eine Doktorarbeit.  

„tor zum leben“

14 Ehemalige des BBSW trafen zusammen

Eher bodenständig ging es kürzlich beim Klassentreffen am Wirtschaftsgymnasium der Berufsbildenden Schulen in Koblenz (BBSW) zu, auf jeden Fall ganz friedlich.14 Ehemalige trafen dort ein Wochenende lang zusammen – exakt 50 Jahre nach dem gemeinsam errungenen Abitur 1974. Vor 18 Jahren, 2006, hatte es ein erstes Treffen gegeben, aber auch das war schon wieder lange her. Alle freuten sich auf den Austausch von Erinnerungen und wollten erfahren, was aus den Gefährten von damals geworden ist. Treffpunkt war die Lobby des gegenüberliegenden „Top-Hotel Krämer“. Dort musste zunächst eine erkennungsdienstliche Hürde genommen werden, hatten doch die vergangenen fünf Jahrzehnte unvermeidlich Spuren in Gesichtern und Kopfbehaarung der Teilnehmenden hinterlassen.

Doch dann gab es kein Halten mehr. Munter schwatzend ging es bei freundlichstem Sonnenschein hinüber auf das Schulgelände, wo man sich erstmal um die markante Skulptur „Tor zum Leben“ zum Gruppenfoto scharte. Weil das Treffen in die Pfingstferien fiel, gratulierte der Leiter des Beruflichen Gymnasiums, Dr. Michael Nicolas, schriftlich mit einem vor Ort verlesenen Grußwort:

Abi am Wirtschaftsgymnasium – damals ganz neu
„Wenn Sie heute Ihre alte Schule ganz bewusst noch einmal aufsuchen, ist dies sicherlich auch ein Zeichen dafür, dass Sie sich – zumindest in weiten Zügen – positiv an diese Jahre in der gymnasialen Oberstufe erinnern. Das freut uns natürlich auch in besonderer Weise. Als Schulleitung und Lehrkräfte fühlen wir uns auch dieser Tradition verpflichtet, unseren Schülerinnen und Schülern guten und lebensnahen Unterricht sowie eine möglichst angenehme Lernatmosphäre zu bieten.“ Nicolas sprach die Anwesenden auch als „Pioniere im Bereich allgemeiner und beruflicher Bildung an“ – mit gutem Grund. Das berufliche Wirtschaftsgymnasium mit allgemeiner Hochschulreife war Anfang der 70er Jahre als attraktive Neuerung von allen Anwesenden sehr bewusst angesteuert worden.

Tatsächlich war diese Ausbildung eine profunde berufliche Basis der goldenen Jubilare etwa als Diplom-Kaufmann, Steuerberater, IT-Unternehmer, Richterin, Ärztin, Pfarrer, Redakteur. Doch darum sollte es bei diesem Treffen nur am Rande gehen. Nach einem Bummel durch die Altstadt ging es mit der Seilbahn hinauf zur Festung Ehrenbreitstein. Beim Rundgang mit Fernblick über Rheintal und Deutschem Eck blieb es nicht: Peter („Pit“) Göhlen, einst Mitschüler und inzwischen bundesweit anerkannter Bildhauer, führte die Gruppe zu seiner Fadenskulptur, die sich dort seit der Bundesgartenschau 2011 feinnervig über den Wandelgang spannt.

Mathe-Partys und ein uralter Käfer

schiffstourAm nächsten Tag legten dann alle zur Schiffstour ins wunderschöne Rheintal ab.
Wo immer die Gruppe war, der Gesprächsstoff versiegte nicht. Da ging es um die manchmal recht verschlungenen Lebenswege in dem halben Jahrhundert vom Abitur bis heute. Thema war auch der aktuell aktive Ruhestand mit neuen Aufgaben als Großeltern oder im Ehrenamt. Natürlich wurden auch Anekdoten aus der Schulzeit aufpoliert: von den nächtlichen „Mathe-Partys“ kurz vor den Klassenarbeiten, rebellisch langhaarigen Mitschülern, der gemeinsamen Berlin-Reise, dem ersten Mitschüler mit eigenem Auto – einem uralten gelbblauen VW-Käfer – und von kreativ konstruierten Spickzetteln. Die Erinnerung galt auch drei Kameradinnen und Kameraden, die bereits verstorben sind.
festung ehrenbreitseinInsgesamt war es ein äußerst bereicherndes und unterhaltsames Wochenende. Und natürlich sollen die aufgefrischten Kontakte regelmäßig fortgeführt werden – der weisen Voraussicht halber ab sofort jedes Jahr.  Jörg Bärschneider