Am 20.01.2022 verabschiedeten sich knapp 400 SchülerInnen und 21 LehrerInnen von ihrem Ausweichstandort, der BBS Wirtschaft Koblenz
Koblenz. Nach gut einem halben Jahr konnten die SchülerInnen und LehrerInnen der Berufsbildenden Schule des Landkreises Ahrweiler aus ihrem „Exil“ in der Berufsbildenden Schule Wirtschaft Koblenz ins Ahrtal zurückkehren. Mitte Januar fand die offizielle Verabschiedung in Koblenz statt (siehe Foto).
Die Rückkehr wird durch zwei Übergangsgebäude ermöglicht, die mit ca. 40 Klassenräumen, Unterricht ohne technische Einschränkungen zulassen. Das Schulgebäude selbst kann nach wie vor nur in der oberen Etage genutzt werden.
Alle am Schulprozess Beteiligten erkannten nach der Flutkatastrophe im Sommer 2021 sofort, dass schnelle und kreative Lösungen gefragt waren. Oberstudiendirektorin Beate Kraemer, Schulleiterin der BBS Wirtschaft Koblenz, war es besonders wichtig, dass die SchülerInnen nach einer solch verlustreichen Tragödie in ihren vertrauten Lerngruppen in der für sie fremden Schule (zweiter Standort der BBS Wirtschaft in der Hohenzollernstraße) untergebracht werden konnten. „Wir wollten allen Leidtragenden Momente der Ruhe und Geborgenheit in dieser für sie unsicheren sowie anstrengenden Zeit ermöglichen. Deshalb zogen wir alle an einem Strang und machten das organisatorisch als unmöglich Erscheinende möglich: Die von uns aufgenommenen Lerngruppen aus dem Berufsfeld Wirtschaft konnten direkt zu Schuljahresbeginn im Klassenverband bleiben, um Halt beim Anderen zu finden.“ Für das Lehrkräfteteam wurde aus einer ehemaligen Lehrküche ein Lehrerzimmer gestaltet, mit allem, was dazugehört – bis hin zur Kaffeemaschine und zum Geschirr. Auch diese kleinen Dinge trugen entscheidend zu einem Wohlbefinden in dieser außerordentlich schwierigen Situation bei.
Ute Lohmann, Leiterin des Teams „Reden hilft“, unterbreitete allen Betroffenen das schuleigene niedrigschwellige Seelsorgeangebot: „Wenn Redebedarf von Seiten der Schülerschaft oder Lehrkräfte vor Ort aufkam, fanden sie bei meinen TeamkollegInnen und mir ein offenes Ohr.“ Doch oft waren es schon die kleinen Gespräche zwischen Tür und Angel, die unter den sich kennenlernenden KollegInnen sowie SchülerInnen für eine Ablenkung und für etwas Normalität sorgten.
Brigitte Oster, aus dem Schulleitungsteam der BBS Wirtschaft, betonte: „Wir pflegen mit der BBS Ahrweiler bereits ein jahrelanges, sehr freundschaftliches Verhältnis, geprägt von kollegialer Unterstützung, weshalb es nicht nur eine Selbstverständlichkeit, sondern auch eine Herzensangelegenheit war, für sie unser Bestes zu geben.“ So geschah es, dass von allen Seiten angepackt wurde: Hubertus Bialas von der Schulaufsichtsbehörde (ADD) koordinierte in Windeseile zwischen den Schulen. Die Dezernentin für Bildung und Kultur, Frau Dr. Margit Theis-Scholz, leistete ebenfalls einen großen Beitrag, sodass Gelder für Kopien, Räume etc. von der Stadt Koblenz bereitgestellt wurden. Christoph Theis aus dem Team Schulleitung der BBS Wirtschaft, stattete alle Gäste mit der entsprechenden IT aus, um online kommunizieren zu können und digitalen Unterricht zu ermöglichen. Bei praktischen Fragen wie zum Beispiel zu Parkmöglichkeiten, war der Hausmeister Michael Jung ein kompetenter Ansprechpartner. „Ausnahmslos alle halfen gemäß dem Motto ,Das kriegen wir hin´ mit“, so die stellvertretende Schulleiterin der BBS Wirtschaft, Annedore Müller.
Die Koblenzer SolidAHRität wurde also auf allen Ebenen spür- und erlebbar, so zogen auch einige Klassen der BBS Wirtschaft (die Tiermedizinischen Fachangestellten, die Kaufleute für Spedition, die PostdienstleisterInnen und Steuerfachangestellten) ohne zu zögern vorübergehend in das Hauptgebäude in der Cusanusstraße um.
Darüber hinaus brachten auch die Koordinatoren aus Ahrweiler einfallsreiche Vorschläge mit ein: So versetzten sie etwa die Unterrichtszeiten, um coronabedingte Abstandsregelungen in den Pausen zu ermöglichen.
Die Schulleiterin Frau Kontakis und ihr Team von der BBS Ahrweiler bedankten sich herzlich für das gute Miteinander.
„Wir sind sehr froh, dass wir den Menschen der BBS Ahrweiler helfen konnten“, so die Schulleiterin, Oberstudiendirektorin Beate Kraemer. Die gesamte Koblenzer Schulgemeinschaft wünscht den ehemaligen Gästen aus Ahrweiler alles Gute und drückt ihnen die Daumen, dass sie trotz der Umbaumaßnahmen, die voraussichtlich noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen werden, Stück für Stück zur ersehnten Normalität zurückkehren können.